
Zuerst einmal möchte ich klarstellen, dass ich kein Psychologe oder sonst etwas bin, sondern nur meine subjektive Wahrnehmung widergebe. Schließlich leide ich seit gut 15 Jahren offiziell an Depression und seinen Nebenwirkungen. Wenn ich so zurückblicke und mich meine Erinnerungen nicht täuschen, Aller ich wahrscheinlich schon seit meiner frühesten Jugend damit zu kämpfen. Damals war diese Krankheit nur einfach noch nicht so in der Öffentlichkeit wie heutzutage.
Jetzt fragen sich wohl viele, wie man denn so lange mit Depression leben kann? Es ist doch schließlich behandelbar. Nun ja, es gibt leider nicht die Depression an sich. Sie kann sich in fast unzähligen Variationen ausbilden. Da gibt es zum Beispiel die, in der ein Ereignisse oder folge von mehreren Ereignissen die Depression auslösen, zum Beispiel durch Tod nahestehenden Menschen oder Ereignisse, die einem selbst betreffen. Diese ist vielleicht wirklich einigermaßen gut behandelbar, wenn man sich darauf einlässt. Allerdings können die sich auch in eine chronische Depression ausweiten, wenn sie nicht behandelt werden. Ich könnte wahrscheinlich noch viele weitere Versionen, wie etwa die Borderliner (Grenzgänger), die Schwangerschaftsdepression, oder die saisonale Depression (Herbst- Winterdepression), bei denen kenne ich mich allerdings nicht ganz so gut aus, daher gebe ich lieber nicht meinen Senf dazu.
Allerdings kann ich zu meiner Art der Depression meinen Senf dazu geben, aber wie gesagt ist das alles nur subjektiv. Selbst erkannt habe ich die Depression nie, liegt wohl daran, dass ich schon so lange vorher mit ihr gelebt habe. Denn, wie schon erwähnt, glaube ich schon in meiner Jugend damit zu tun gehabt zu haben. Ich war damals schon ein verschlossenes Kind mit sehr wenig Selbstbewusstsein und dementsprechend war ich auch nie wirklich in einer so genannten Clique oder in der Klassengemeinschaft. Es lag nie daran, dass ich dieses nicht wollte, sondern einfach nicht konnte. Ich war eher ein Jugendlicher, der eher unangenehm aufgefallen ist, wenn ich ehrlich sein soll.
Dies wurde mir gerade in den letzten 15 Jahren wirklich bewusst, indem ich mich natürlich mehr und mehr mit dem Thema befasst habe.
Wenn ich für etwas dankbar bin, dass damals meine damalige Lebensgefährtin erkannt hat, dass etwas mit mir nicht stimmt. Sie hatte selbst eine zeitlang mit Depression zu tun und sah die Anzeichen bei mir. Sonst wüsste ich wahrscheinlich heute noch nicht was mit mir los ist. Es ging also zum Hausarzt und der überwies mich direkt als Notfall in eine Tagesklinik, was im Nachhinein wohl zu wenig war, aber zumindest ein Anfang. Ich bekam damals Medikamente, Sertralin, und eine gewisse Behandlung. Kurze Zeit hat es mir auch geholfen, allerdings war ich damals wohl noch nicht richtig bereit. Auch die anschließende Reha hat nicht wirklich funktioniert. So kam es, wie es kommen musste, meine Lebensgefährtin machte mir Vorwürfe das ich mich nicht wirklich auf die Depression einlasse, womit sie im Nachhinein auch recht hatte, und die Beziehung, ging dann auch Jahre später in die Brüche, da ich mich mehr und mehr habe gehen lassen. Wie gesagt, ich gebe ihr deswegen keinerlei Schuld, es war mein Problem. Gerade Partner von Depressionskranken brauchen viel Geduld und Einfühlungsvermögen, aber auch die sind natürlich nur begrenzt belastbar.
Ich bin dann auch wieder zurück in meine Heimat gezogen, in der Hoffnung das der Kontakt zur Verwandtschaft und Freunden mir helfen könnten. Das war leider, gerade bei der Verwandtschaft, ein Trugschluss. Deren Vorwürfe und Unwissenheit machten alles nur noch schlimmer. In der Heimat ging ich dann auch noch einmal in eine Tagesklinik, in der Hoffnung das sie jetzt was ändert. Die Therapie war dort leider auch so erfolgreich, aber etwas war dann doch anders. Ich konnte mich das erste Mal auch auf die Mitpatienten einlassen und ich konnte erste Kontakte wieder schließen.
Vor 6 Jahren hatte ich dann meinen schlimmsten Zusammenbruch. Kurz nach dem Ende einer weiteren Rehamaßnahme, hatte ich einen Suizidversuch, der Gott sei Dank misslang. Anschließend war ich dann 8 Wochen in einer stationären Einrichtung, abfällig Irrenanstalt genannt. Dort hatte ich das erste Mal das Gefühl, dass mir geholfen wird. Ob es daran lag, weil sie etwas anderes machten oder daran, dass ich mich wohl zum ersten mal wirklich auf eine Behandlung einließ, weiß ich nicht. Ich bekam auch andere Medikamente, die ich bis zum heutigen Tage nehmen muss. Das alles ist jetzt gut 6 Jahre her und war wahrscheinlich wirklich die schlimmste Phase in meinem Leben.
Allerdings machte man mir wenig Hoffnung was einen Arbeitsplatz anging. Das Amt und die behandelnden Ärzte, waren der Meinung das ich dazu wohl nicht mehr in der Lage sein werde. Man bot mir auch an vorzeitig in Rente zu gehen, was ich aber ablehnte, da ich den Glauben an ein normales Leben nicht aufgeben wollte.
Vor gut 3 Jahren, begann ich dann eine berufliche Reha in Dortmund, in der ich sah, dass ich doch stärker bin als die meisten dachten. Durch den Zusammenhalt und verschiedener Praktika hatte ich auch sowas wie Selbstbewusstsein entwickelt.
Jetzt arbeite ich seit über 2 Jahren in einem Unternehmen. Dort fühle ich mich, mit ein paar Ausnahmen, auch recht wohl. Nach und nach habe ich mich dort auch nach oben gearbeitet. Manchmal wird es mir zwar zu viel, denn gesund werde ich nicht. Ich habe nicht ohne Grund eine 70%tige Schwerbehinderung. Aber zumindest merke ich mittlerweile, wenn es mich überfordert und kann dann dagegen arbeiten.
Das war jetzt mal ein ganz kleiner Auszug aus meinem Leben mit der Depression und ich hoffe vielleicht dadurch ein wenig mehr Verständnis für diese Krankheit zu erreichen. Nicht nur für mich, denn ich glaube jeder hat zumindest einen Menschen, dem es so, oder zumindest so ähnlich geht. Denn wie gesagt, es gibt unzählige Formen von Depression. Bei mir ist es eine widerkehrende mittelschwere Depression mit einhergehender Sozialphobie.
Solltet Ihr, oder Leute aus euerem Umfeld Hilfe benötigen, wendet euch an das Sorgentelefon:
-0800 111 0 111 oder
-0800 111 0 222
Diesmal wurde es doch etwas länger, aber das wollte ich schon immer mal loswerden. Ich wünsche euch noch eine schöne Zeit und wir lesen uns dann bald wieder…
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